Schriftstellerin Sharon Dodua Otoo soll Peter-Weiss-Preis aberkannt werden
Bochum. Der Schriftstellerin Sharon Dodua Otoo soll der diesjährige Peter-Weiss-Preis der Stadt Bochum entzogen werden. Das berichtete der antideutsche Blog Ruhrbarone am Dienstag und zitierte dabei aus einer gemeinsame Stellungnahme der Fraktionsvorsitzenden von SPD, Grüne und CDU im Stadtrat sowie der Vorsitzenden des Ausschusses für Kultur und Tourismus. Diese wurde am selben Tag auch von den Grünen Bochum auf ihrer Website veröffentlicht. Darin heißt es mit Verweis auf einen Beitrag des besagten Blogs, Sharon Dodua Otoo habe offenbar einen Aufruf der Artists for Palestine UK unterschrieben, Israel kulturell zu boykottieren.
In der Erklärung des angeblichen britischen Ablegers der antiisraelischen Boykottbewegung BDS von 2021 verpflichten sich die Unterzeichner, »weder berufliche Einladungen nach Israel noch finanzielle Unterstützung von Institutionen anzunehmen, die mit der israelischen Regierung verbunden sind, bis Israel das Völkerrecht und die universellen Grundsätze der Menschenrechte einhält.« Zudem feiere Palestine UK in Veröffentlichungen die Massaker der Hamas an israelischen Zivilisten vom 7. Oktober, hieß es in der Stellungnahme der Lokalpolitiker.
»Vor diesem Hintergrund kann die Juryentscheidung zur Verleihung des Peter-Weiss-Preises an Sharon Dodua Otoo zum jetzigen Zeitpunkt keinen Bestand haben«, schreiben die vier Ratsmitglieder, die zugleich Teil der neunköpfigen Preisjury waren. Die britisch-deutsche Schriftstellerin mit ghanaischen Wurzeln habe »mit ihrer Vita, ihrem Kampf gegen Diskriminierung und ihrem Werk« überzeugt, das »keine antisemitischen Tendenzen« habe erkennen lassen. Nun gälte es, die Hintergründe zu klären und Sharon Dodua Otoo anzuhören – falls sich die Vorwürfe zuträfen, könne ihr der Preis nicht zuerkannt werden.
Der Peter-Weiss-Preis wird von der Stadt Bochum seit 1990 im jährlichen Wechsel an Künstler der Sparten Literatur, Theater, bildende Kunst und Film vergeben und ist mit 15.000 Euro dotiert. Er soll die Ausgezeichneten ermutigen »ihre Arbeit im Sinne eines humanistischen Engagements fortzusetzen, für welches das Gesamtwerk von Peter Weiss beispielhaft steht«, so die Stadt auf ihrer Homepage.
Die Ankündigung ist Teil einer Reihe von Boykottaktionen seit dem 7. Oktober gegen Künstler, die ihre Solidarität mit den Palästinensern erklärt haben, zuletzt etwa die Absage einer Ausstellung der jüdisch-südafrikanischer Künstlerin Candice Breitz durch das Saarlandmuseum. (jW)
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